Ein wichtiger Punkt in der Bildgestaltung ist der ideale Bildausschnitt. Jetzt gehen wir auf die verschiedene Formate, auf einige Fotografie-Regeln die einen direkten Bezug zum Bildausschnitt haben, und auf verschiedene Techniken des Zuschnittes ein.
Das Hochformat vs. das Querformat
Eine alte Fotografie-Regel besagt, dass das Hochformat für Porträts und Querformat für Landschaftsfotos ist. Stimmt das eigentlich?
Generell schon, vor allem am Anfang kannst du dich gut daran orientieren. Mit der Zeit wirst du diese Regel brechen, oder brechen müssen. Wenn du zum Beispiel in Social Media aktiv bist, dann wirst du hier andere Regeln einhalten müssen: Facebook Post werden gerne in Querformat publiziert, Instagram Bilder hingegen in 1:1 oder 4:5 Hochformat, Pinterest hingegen so hoch wie es geht. Das hat einen Einfluss auf deine Fotografie.
Aber unabhängig von Social Media kannst du Landschaften (je nach Motiv und Kontext) auch gerne im Hochformat aufnehmen. Das bringt vor allem Tiefe ins Bild und damit einen schönen 3D Effekt. Du darfst nie vergessen dass Fotos immer noch in 2D aufgenommen werden. Die meisten zumindest!
Ein Vordergrund Motiv ist bei Landschaftsfotos sehr wichtig um nicht langweilig zu wirken, bei solchen in Hochformat noch viel wichtiger. Ebenfalls solltest du verschiedenen Ebenen einbauen und diese Tiefe zu unterstützen. Mehrfache Bergketten, mehrschichtige Ebenen aus Wald, Meer, Berge, Himmel sind perfekte Motive für Landschaftsfotos in Hochformat.
Ebenso kannst du Porträts auch im Querformat fotografieren. Wenn du im Hintergrund eine schöne Landschaft, eine Stadt oder eine breite Struktur einbauen möchtest, dann ist das Querformat perfekt. Gruppenporträts hingegen nimmst du standardmäßig im Querformat auf, es gibt aber Situationen in denen eine Menschengruppe vor einem Bergmassiv oder einer hohen Wolkenformation in Hochformat viel effektiver ist.
Mein Tip: nimm öfters in Hoch- und Querformat auf, du kannst diese Bilder später am PC in Ruhe analysieren, vergleichen und sortieren.
Die Drittelregel und der goldene Schnitt
Die Drittel-Regel ist die vereinfachte Form des goldenen Schnittes bei der die Bildlänge und Bildbreite in jeweils drei gleiche Teile geteilt werden. Das Ergebnis sind 9 gleiche Rechtecke und 4 Schnittpunkte. Diese Linien und deren Schnittpunkte markieren die Stellen wo du deine Motive setzen kannst um dein Bild interessanter zu machen und um den Blick des Betrachters zu lenken.
Setzt du bei einem Landschaftsfoto zum Beispiel den Horizont auf die unterste horizontale Linie, dann stellst du den Himmel im Vordergrund. Bei schönen Wolkenstrukturen ist das sehr sinnvoll. Alternativ kannst du den Horizont auf die obere horizontale Trennlinie setzen, wenn du im Vordergrund ein schönes Motiv hast.
Motive wie Menschen, Bäume u.a. kannst du auf die Schnittpunkte der Linien setzen. Achte darauf dass Menschen immer ins Bild schauen und nicht nach außen. Das Bild wirkt dann ausgeglichen. Du kannst auch zwei verschiedene Motive auf zwei verschiedene Schnittpunkte setzen. Zum Beispiel eins im Vordergrund und das andere im Hintergrund. Achte darauf dass du diagonal gesetzte Schnittpunkte verwendest um ein schönes Gleichgewicht zu erhalten.
Der goldene Schnitt ist praktisch das gleiche wie die Drittelregel, jedoch mit anderen Maßen. Erklären kann man ihn ganz einfach mit einer mathematischen Formel die ein Foto in 9 Rechtecke unterteilt in dem jede Seite jeweils in einem Verhältnis von 38,2 % zu 61,8 % geteilt wird.
Konkret bedeutet das: ausgehend von oben, unten, links und rechts musst du das Bild jeweils in diesem Verhältnis durch eine Trennlinie teilen. Das Ergebnis sind 4 Trennlinien und 4 Schnittpunkte im Bild.
In der Praxis kannst du dir den goldenen Schnitt als Raster auf dein Kameradisplay oder in der Nachbearbeitung-Software einblenden lassen um dein Motiv daran einfach auszurichten. Es ist allerdings nicht wichtig die Motive immer haargenau im perfekten goldenen Schnitt zu setzen.
Mit der Zeit kommt das automatisch und du denkst nicht mehr drüber nach. Achte jedoch dass du nicht alles nur im goldenen Schnitt fotografierst. Variiere auch mal. Ich setze Motive gerne auch mittig-unten oder mittig-oben, versuche aber die genaue Mitte des Bildes zu vermeiden.
Zoomen und Croppen
Zoomen bedeutet für mich ein Motiv optisch näher heranzuziehen ohne dass die Auflösung leidet oder das Bild geschnitten wird. Digital zoomen wie zum Beispiel das Handys machen, ist für mich ein croppen und ähnelt einem croppen in der Software.
(Sony Alpha 6000 und Sony 55-210mm Objektiv)
Ich versuche generell möglichst viel Auflösung im fertigen Bild zu bekommen und versuche deshalb mit Festbrennweiten, Handys und Drohnen immer “mit den Füßen (bei Drohnen mit den Rotoren) zu zoomen”. Das croppen machen ich später immer in der Software.
(Sony Alpha 6000 mit SEL50F18 Objektiv und Makroringe)
Zoom-Objektive haben hier einen entscheidenden Vorteil indem sie optisch zoomen können und so eine große Flexibilität ermöglichen. Festbrennweiten bieten hingegen meistens eine bessere Qualität und halten den Körper fit. Du musst definitiv mehr laufen als mit einem Zoom. Aus meiner Sicht ergänzen sich Zoomobjektive und Festbrennweiten perfekt.
Der Zuschnitt in der Software
Den finalen Schnitt kannst du am besten in der Software machen. Hier bist du absolut flexibel denn bei den wenigsten Fotos ist der perfekte Bildausschnitt ein 3:2, 2:3, 4:3 oder 3:4. Dieser hängt vom Motiv ab.
Natürlich musst du manche Fotos in ein bestimmtes Format zwingen wenn du sie publizieren möchtest, das bedeutet aber nicht dass du immer nur eine Version deiner Bilder haben musst. Software wie Capture One oder Adobe Lightroom können beliebig viele virtuelle Kopien verwalten bei denen du unterschiedliche Einstellungen vornehmen kannst. Das RAW Bild bleibt hingegen physisch nur einmal gespeichert.
Den finalen Bildausschnitt musst du dir bei der Aufnahme schon vorstellen. Das braucht natürlich etwas Übung aber wenn du drauf hast dann kannst du deine Bildkomposition darauf ausrichten.
Es gibt Situationen in denen das abgebildete Motiv in allen Richtungen perfekt symmetrisch ist. Ein 1:1 Format würde hier super passen, dieses musst du dir dann bei der Aufnahme schon vorstellen und die Bildkomposition auf die kleine Seite des Seitenverhältnisses ausrichten. Bei einem Hochkant Bild ist das die Breite, bei einem Querformat die Höhe.
Es macht aber durchaus Sinn verschiedene Kompositionen zu testen und dabei immer an den finalen Bildausschnitt zu denken.
Mein Tip: Versuche am Bildrand immer etwas freien Raum zu lassen um später im finalen Schnitt mehr flexibilität zu haben. Manchmal ist der ideale Ausschnitt etwas versetzt als der bei der Aufnahme.
Die Umsetzung schauen wir im Bereich der Bildbearbeitung an, wichtig ist es hier dass du den finalen Schnitt bei der Aufnahme schon berücksichtigt.