Vor knapp 180 Jahren entwickelten Maler und Chemiker zusammen ein neues Verfahren, welches die Abbilder unserer Welt auf Papier festhalten konnten. Ein wichtiges Ereignis damals in Frankreich und ein wichtiger Meilenstein in der Geschichte der Fotografie. Doch was passierte davor? Wie kam es zu dieser Entdeckung und vor allem, wie entwickelte sich die Fotografie zu dem, was heute für uns etwas ganz alltägliches ist?
I. Die Vorgeschichte: Camera Obscura
Der Einfluß des Lichtes auf das Wissen ist wahrscheinlich so alt wie die Menschheit. Schon früh erkannte man dass Licht und Schatten unterschiedliche Spuren auf Holz und Papier hinterlassen und somit Abdrücke möglich sind.
Von <a href=“//commons.wikimedia.org/wiki/Denis_Diderot“ title=“Denis Diderot“>Denis Diderot</a> and <a href=“//commons.wikimedia.org/wiki/Jean_le_Rond_d%27Alembert“ class=“mw-redirect“ title=“Jean le Rond d’Alembert“>Jean le Rond d’Alembert</a> – Encyclopédie, ou dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers, Gemeinfrei, Link
In der Antike gingen die meisten Wissenschaftler wie zum Beispiel Euklid davon aus dass vom menschlichen Auge „Sehstrahlen“ ausgehen, die die Umgebung abtaste
n, ähnlich wie bei einem Blinden, der seine Umgebung mit einem Stab abtastet. Aristoteles hingegen war der Ansicht, Licht existiere außerhalb des menschlichen Auges. Alhazen ging an diese Theorien ganz anders ran und analysierte das menschliche Auge. Er erkannte die Bedeutung der Linse im Auge und widerlegte in wissenschaftlichen Experimenten die Sehstrahlen-Theorie.
Im 4. Jahrhundert v. Chr. entdeckte Aristoteles das Prinzip der Lochkamera. Er beschrieb die Erzeugung eines auf dem Kopf stehenden Bildes, wenn das Licht durch ein winziges Loch in einen dunklen Raum fällt. Im Mittelalter gelang es dann Linsen zu schleifen, die als Sammellinsen verwendet wurden um eine bessere Abbildung des Bildes zu erlangen.
Der Erfinder der Lochkamera ist Giovanni Battista della Porta, welcher im 16. Jahrhundert lebte. 1686 konstruierte Johann Zahn eine transportable Camera obscura die von Malern vor der Fotografie gern als Zeichenhilfe genutzt wurde.
II. Die ersten Techniken: chemische Experimente
Christoph Adolph Balduin entdeckte als erster versehentlich bei alchemistischen Versuchen dass aus Kreide und Salpetersäure das Kalziumnitrat entsteht und dessen getrocknete Rückstände leuchten. 50 Jahre später wollte der Gelehrte Johann Heinrich Schulze das Experiment wiederholen, mischte allerdings versehentlich auch Silberrückstände dazu, und erschuf so eine lichtempfindliche Oberfläche. Er gilt heute als Entdecker der Lichtempfindlichkeit der Silbersalze.
Thomas Wedgwood war um 1800 der Erste der mit Silbernitrat beschichtetes Papier, Leder oder Glas belichtete. Er scheiterte aber an der Fixierung. Möglichkeit der Fixierung mit Ammoniak oder Kochsalzlösung war dem schwedischen Chemiker Carl W. Scheele bereits bekannt, Wedgwood wusste es aber nicht.
Etwa zeitgleich, um 1798 begann Joseph Nicéphore Niépce in Frankreich mit den ersten nachweisbaren Experimenten zum Fixieren des Bildes, jedoch waren diese nicht lichtbeständig und verblassten nach kurzer Zeit.
III. Das erste Foto der Welt: die Heliografie
Der erfolgreiche Maler und Erfinder des Dioramas, Louis Jacques Mandé Daguerre, erfuhr von den Arbeiten Niépce und war so fasziniert, dass er sein Partner wurde. Per Briefkontakt tauschten die beiden sich über die Ergebnisse ihrer Arbeit aus. Sie arbeiteten an einem Verfahren um die Belichtungszeiten zu verkürzen.
IV. Die ersten bleibenden Fotos: die Daguerrotypie
Pariser Straßenansicht (Boulevard du Temple), Daguerreotypie von Louis Daguerre, aufgenommen vom Fenster seines Arbeitszimmers aus, 1838; diese Aufnahme gilt als das älteste Foto, auf dem Menschen abgebildet sind
Erst nach Niépces Tod gelang es Daguerre 1837 eine belichtete, mit Silberjodid beschichtete Silberplatte in Quecksilberdämpfen zu entwickeln und anschließend in warmer Kochsalzlösung zu fixieren. Etwa zwei Jahre lang verbesserte er das Verfahren bis es schließlich François Arago, Leiter des Pariser Observatoriums, der Pariser Akademie der Wissenschaften und damit der Öffentlichkeit als Daguerreotypie vorstellte.
V. Die Geburt der Fotografie: 19. August 1839
Der 19. August 1839 gilt als die Geburtsstunde der Fotografie. Die Französische Akademie der Wissenschaften erkannte das Potential des Verfahrens und die französische Regierung schloss mit Daguerre und Isidore Nièpce, dem Sohn des bereits verstorbenen Partners, einen Vertrag: Die beiden Erfinder erhielten für den Verkauf ihrer Erfindung, der „Daguerreotypie“, eine Rente, die Regierung wiederum erwarb damit die Rechte an dem Verfahren und konnte die Erfindung der Öffentlichkeit übergeben, so dass jeder davon profitieren konnte.
VI. Das Vervielfältigen der Aufnahmen: die Talbotypie, die Plattenverfahren
Jedes Bild war ein Einzelstück, ein Unikat. Dieses Problem erkannte der Engländer William Henry Fox Talbot, der seit 1834 an einem fotografischen Verfahren mit lichtempfindlichem Papier arbeitete (Schattenzeichnungen).
1840 stellte er das erste auch in der Kamera zu verwendende Negativ-Verfahren vor, das er als Kalotypie, einem Papier-Negativ-Positiv-Verfahren (auch Talbotypie oder Salzdruck genannt) bezeichnete. Es gab nun die Möglichkeit, Abzüge zu erstellen, allerdings war die Qualität im Vergleich zum Originalbild wesentlich schlechter.
1851 entwickelte Frederick ScottArcher das Kollodium-Nassverfahren, das die Fotoqualität deutlich verbesserte. Das erforderte allerdings dass die Fotografen sowohl ein Dunkelkammer-Zelt als auch empfindliche Glasplatten dabei haben mussten. Das machte dieses Verfahren nicht nur extrem aufwendig, sondern auch teuer.
1871 wurde die fotografische Trockenplatte durch Richard Leach Maddox entwickelte. Dabei wird zwischen Aufnahme und Entwicklung getrennt und die Fotografen waren nicht mehr auf ein Dunkelkammer-Zelt angewiesen. Jetzt fing die Reisefotografie an.
VII. Die Erfindung des Films: Kodak
Im Jahre 1889 kam die Kodak-Box oder auch Kodak Nr. 1 genannt auf den Markt. Sie galt als erstes Amateurgerät. Ihr Erfinder Georg Eastman, setzte sich als Lebenszielt, die Fotografie zu verbreiten. Sie sollte einfach, sicher und preiswert sein. Er entwickelte die Marke Kodak und warb mit dem Motto „You press the button, we do the rest“: die Kamera samt vollem Film konnte in sein Labor eingeschickt werden, und nach etwa einem Monat, kam die Kamera mit den Fotos und neu eingelegtem Film zurück.
VIII. Die Farbfotografie
Im Jahr 1861 veröffentlichte der schottische Physiker James Clerk Maxwell das erste Farbfoto als Nachweis für die Theorie der additiven Farbmischung, die auf der Young-Helmholtzschen Farbtheorie basiert. Die Vorführung der additiven Farbmischung (Additionsverfahren) basierte auf drei Diapositiven, die durch drei Farbfilter (Rot, Grün und Blau) fotografiert worden waren und durch entsprechende Filter deckungsgleich projiziert wurden.
1907 gelang es den Gebrüdern Lumière mit Hilfe des Autochrom-Verfahrens farbige Fotografien zu fertigen. Es mussten jedoch viele Jahre vergehen, bis die Firma Agfa 1936 den ersten Farbfilm vorstellte.
IX. Die Kleinbildkamera
Mit Oskar Barnack kam 1925 die erste Kleinbildkamera auf den Markt. Durch die verbesserte Lichtempfindlichkeit der Filme gelang es kleinformatige Kameras herzustellen deren Fotos erst nachträglich vergrößert wurden. Eine Revolution in der Fotografie weil jetzt überall fotografiert werden konnte. Die Kleinbildkamera, damals mit einem 50 Millimeter Objektiv ausgestattet, blieb lange Standard in der Fotografie.
X. Die Spiegelreflexkamera
Die erste Spiegelreflexkamera wurde 1861 von Thomas Sutton konstruiert. Diese wurde dann im Laufe der Zeit mit Wechselmagazin und Klapp-Mechanismus erweitert bis schließlich um 1895 die erste „Spiegel-Reflex-Klappkamera“ erschien. Die erste Kleinbild-Spiegelreflexkamera der Welt war die Kine Exakta der Firma Ihagee in Dresden, vorgestellt auf der Leipziger Frühjahrsmesse 1936
Ebenso kam in den 40er Jahren durch Edwin Land die erste Sofortbildkamera auf den Markt. Zu nennen ist hier vor allem die Polaroid Kamera.
Ab den 1950er Jahren kommt die erste Blütezeit der Spiegelreflexkameras auf. Verschiede Objektive, Filter und Kameragehäuse werden entwickelt. Erste Fotoausstellungen wandern um die Welt.
1963 stellte die Firma Canon die erste Kamera mit automatischer Schärfeeinstellung vor. Eine kleine Sensation. Ebenso wie die Markteinführung der Rollei etwa zehn Jahre später, eine Kamera, die Blende, Verschlusszeit und Schärfe selbstständig einstellen konnte.
Mechanische Bedienelemente, LC-Displays und Autofokus waren wichtige Neuerungen der 1980er Jahre
XI. Die Digitale Revolution
Die digitale Revolution basiert auf der Erfindung des Mikrochips. Eine wichtige Rolle spielte dabei auch die allgemeine Computerisierung bei der in den 1980er Jahren der Computer auch im privaten Bereich Anwendung zu finden begann.
Gegen Ende des 20. Jahrhunderts wurde die Fotografie selber durch die Digitalisierung komplett revolutioniert. Sie ermöglichte es Bilder ohne Filme, digital auf digitalen Datenträgern zu speichern. Das ist kostengünstig und einfach in der Handhabung der Bilder. Diese können direkt begutachtet, dupliziert, entwickelt und präsentiert werden. Bildbearbeitungssoftware erleichtert die nachträgliche Bearbeitung und ermöglicht es so, Fehler im Foto auszubessern.
Die Casio QV 10 ist die erste digitale Kamera auf dem Massenmarkt. Sie erscheint 1995 und hatte 0,25 Megapixel (Auflösung: 320 × 240)
XII. Das Mobiltelefon als digitale Kamera
Das weltweit erste Mobiltelefon mit integrierter Digitalkamera, das Toshiba Camesse erschien 1999 für den japanischen Markt. Die fotografische Qualität war jedoch anfangs gering und selbst 2002 betrug die Auflösung der Mobiltelefonkameras maximal 640 × 480 Pixel.
Inzwischen ist die Kamera ein fester Bestandteil der Mobiltelefone und erreicht Auflösungen von bis zu 41 Megapixel.